Im Dialog

Skulpturen von Dr. Gindi und Gemälde von Prof. Gernot Minke

10.06. – 10.07.2022

Dr. Gindi, die deutsch-ägyptische Bildhauerin und ausgebildete Ärztin, hatte in ihrem Leben häufig Gelegenheit, verschiedene Kulturen zu erwandern. Jetzt lebt und arbeitet sie in der Schweiz und konnte bereits weltweit in zahlreichen Ausstellungen ihre Skulpturen präsentieren. Im Mittelpunkt ihrer gestalterischen Tätigkeit steht der Mensch. Sie erklärt, dass ihre Skulpturen das Ergebnis einer akribischen Erforschung der menschlichen Morphologie und der zeitgleichen philosophischen Auseinandersetzung mit dem menschlichen Dasein sind. Rationales Denken, Intuition, kollektive Wahrnehmung und individualpsychologisches Erleben sind dabei die Spannungsfelder, in denen sie sich bewegt. Sie erläutert weiter, dass sie dabei nie die allumfassende Unendlichkeit des Daseins aus den Augen verliert, die letztlich aus jedem ihrer Werke spricht. Zu ihren, überwiegend in Bronze gegossenen Skulpturen, erklärt Dr. Gindi außerdem: “Meine Arbeiten sind voller Widersprüche. Ich versuche, an den Grenzgebieten der menschlichen Existenz unsere wahren Möglichkeiten sichtbar zu machen. Paradoxien nehme ich in Kauf und versuche dabei, mich jeglicher Kodifizierung zu entziehen.”

Prof. Gernot Minke, Architekt, Zeichner und Maler war 2017 mit seinem Projekt „Erde-Raum-Klang“ Teilnehmer der documenta 14. Nach pensionsbedingtem Ende seiner Tätigkeit als weltweit agierender Architekt, Professor für Architektur und Spezialist für den Lehmbau an der Universität in Kassel, hat er die experimentelle Malerei zum Schwerpunkt seines Schaffens gemacht und die Ergebnisse in Ausstellungen im In- und Ausland in die Öffentlichkeit gebracht. Mit seiner individuellen, intensiv erprobten vielschichtigen Technik, mit überwiegend fließendem Farbauftrag, eröffnen sich für ihn nahezu unendliche Möglichkeiten der Gestaltung. So versinnbildlichen diese Arbeiten von Prof. Minke die Komplexität, die Vielfalt und die Schönheit der Welt in der wir leben dürfen, einer Welt, die dauernd in Bewegung ist, sich in einem fortwährenden Prozess der Veränderung befindet. Die Farbe Blau, die in seinen Gemälden vorherrscht und die schon in der mittelalterlichen Malerei Ewigkeit und Unendlichkeit symbolisierte, intensiviert diese Wirkung.

Beide Künstler stellen in unterschiedlicher Weise Bezüge zur Unendlichkeit her. Mit ihrem dialogischen Zusammenspiel ist eine gehaltvolle, sich wunderbar ergänzende, gegenseitig bestärkende, insgesamt in sich ruhende Ausstellung entstanden. Sie kann für die Besucher der gleichzeitig stattfindenden quirligen, bunten, vielfältigen documenta fifteen als ein besonderer, ruhiger, meditativer Gegenpol – oder auch als Ergänzung –   gesehen und genutzt werden und Bedeutung bekommen.

Fotos Martin Hollenstein, Rainer Henze

HNA Kassel, 01.07.2022

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