28. Oktober bis 27. November 2022
Johann Rosenboom ist Jahrgang 1947, hat den Beruf des Feinmechanikers und Werkzeugmachers erlernt und ein Studium für Kunstpädagogik und Werkunterricht absolviert. Danach hat er als Kunsterzieher gearbeitet, sich aber 1981 entschlossen, als freischaffender Künstler zu leben und zu arbeiten.
Seit dieser Zeit hält er sich nur zeitweilig in Kassel auf und in anderen Zeiten in dem kleinen geschichtsträchtigen Ort Grizzana Morandi, in Italien, den er damals auf einer Studienreise kennengelernt hatte und der ihm zur zweiten Heimat geworden ist. Die Atmosphäre, die Menschen mit dem anderen Lebensgefühl, das besondere Licht dort begeistern und faszinieren ihn bis heute.
2012 wurde ihm von der Gemeinde von Grazziana Morandi die Ehrenbürgerwürde verliehen. Er hatte sich mit einem umfangreichen Ausstellungsprojekt dafür eingesetzt, die Erinnerung an die Greueltaten der deutschen Wehrmacht und der SS während des 2. Weltkriegs in der Umgebung des nahen Berges Monte Sole, vor der Verdrängung, vor der Vergessenheit zu bewahren.
Johann Rosenboom beschäftigt sich in seiner Malerei, den Radierungen, den Holz- und Linolschnitten, Collagen usw. im Wesentlichen mit den Themenbereichen Stillleben, Landschaft und Interieur, seltener bilden menschliche Figuren und abstrakte Kompositionen die Inhalte seiner Werke. Die Themen, die Motive, aus diesen Bereichen liefern ihm die Inspirationen für den künstlerischen Transfer von der Wirklichkeit auf die Leinwand. Dieser Vorgang ist ein, mit Veränderungen, Hinzufügungen, Wegnahmen von Farben und Formen verbundener, unter Umständen langwieriger Prozess. Seine Arbeiten – die Ergebnisse dieser Prozesse – haben schon in zahlreichen Ausstellungen, u.a. in der Schweiz, in Belgien, in den Niederlanden und natürlich auch in Italien und der Bundesrepublik zahlreiche Besucher und Käuferinnen begeistert.
Johann Rosenboom ist eine Künstlerpersönlichkeit, dessen Leben auf das Schaffen von Kunstwerken ausgerichtet ist. Für ihn bietet die Malerei die faszinierenden Möglichkeiten, den Prozess der Wahrnehmung durch die eigenen Sinne gehen zu lassen, dabei poetisch zu verwandeln, zu schärfen und mit malerischen Qualitäten auf die Fläche zu bannen. Er arbeitet vorwiegend mit Öl-, Tempera- und Aquarellfarben. Seine Bildthemen ergeben sich aus Reflexionen der sichtbaren äußeren Welt, deren Inneres er nicht unberücksichtigt lässt. In seinen Verwandlungen dieser objektiven Erscheinungen der Welt spielen Komposition und Zufall, die Auswahl der Farben, deren Zusammenspiel und Auftrag auf die Leinwand und die Darstellung des Lichts eine so besondere Rolle, dass sie seinen Arbeiten einen ganz bestimmten, individuellen und unverwechselbaren Stil geben. Es ist ein Stil, der – wenn man sich mit etwas Geduld auf seine Gemälde einlässt – durch sehr harmonische Wirkungen und eine entspannende, alles Laute vermeidende, spürbare Stille gekennzeichnet ist.
Rainer Henze
Fotos: Rainer Henze, Martin Hollenstein
HNA Kassel, 11. November 2022